Diese Abhandlung baut auf meinem Artikel „Der Zivilisationswahn und die Entfremdung des Menschen von der Natur“ auf.
„Auf neuen Wegen“ so lautete der Titel meines Fahrrad-Tagebuches, das ich im Jahre 1990 über eine Radreise im Elsass (vollständiger Text des Tagebuches siehe bei „Texte und Gedanken“ ) geschrieben habe. Und diese neuen Wege heißt es heute zu finden, um den derzeitigen Zustand unserer Welt und unseres Wirtschaftssystems in neue Bahnen zu leiten. Gerade unser Wirtschaftssystem von dem wir alle mehr oder weniger abhängig sind ist inzwischen zu einer Diktatur der Wirtschaft mit dem Segen gewählter Politiker aber ohne zukünftige demokratische Legitimation verkommen. In unserer Welt der Fülle und Überfülle werden 30 % der Lebensmittel weggeworfen, noch bevor sie auf den Markt gelangen. Und von den übrigen 70 % wird wieder ein unerträglich großer Teil in den Haushalten „entsorgt“. Dieser und noch unzählige andere Punkte, die genannt werden könnten, sind kein Zeichen einer Finanzkrise wie man uns vorzugaukeln versucht, sonder einer Krise des (Wirtschafts-) Systems. Wir brauchen – weil leider unsere geistige Entwicklung nicht mit der des technischen Fortschrittes mitgehalten hat – eine Katastrophe um einen Durchbruch zu neuem Denken und Wirtschaften zu erreichen. So können wir vielleicht durch diesen und jenen Rettungsschirm noch eine Zeit lang weiter machen. Aber gerade das sollte nicht sein. Denn wir dürfen weder uns* noch die Welt weiter so ausbeuten. Es gibt zahlreiche (gelebte) Beispiele, Vorschläge und Anregungen wie jeder einzelne sich auf den Weg machen kann. Nur der Anfang muss gemacht werden. Das kann uns niemand anderes abnehmen. Von zentraler Bedeutung ist wieder die entschiedene Hinwendung zur Natur, zur Land-Wirtschaft, zu einem möglichst einfachen Wirtschafts- und Lebensstil. Einfachheit und Bescheidenheit müssen höchste Tugenden werden. Ganz wichtig ist auch das Bestreben, gesund älter zu werden um die wichtigsten Dinge im Alltag dann noch schaffen zu können. Und wir brauchen Netzwerke, Verbindungen, Kontakte unter Gleichgesinnten die regelmäßig gepflegt werden müssen. Gegenseitiger Erfahrungsaustausch und Hilfe muss oberste Priorität erhalten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass wir oft allein und verlassen dastehen, wenn man etwas „gegen den Strom“ macht. Der Aufbau von kleinen Netzwerken kann helfen dem entgegen zu wirken. Mehrere Hände und Köpfe erreichen einfach mehr und allein werden wir schnell zu „Opfern“ des gängigen Systems in jedem Bereich. Außerdem sind wir bei kleineren Netzwerken weniger angreifbar und die Überwachung gestaltet sich schwieriger. Darüber hinaus müssen wir an uns selbst arbeiten um eine geistige und spirituelle Erneuerung zu entwickeln. Nur dann und nur dann, sind wir vorbereitet auf das „Neue“, auf die „neuen Wege“.
Hans Jürgen Stang
* Nach neuesten Untersuchungen leiden allein in Deutschland 9 Mio. Menschen am
sog. „Burnout-Syndrom“